Kommt der Kaiserschnitt in Mode

Neun lange Monate braucht ein kleiner Mensch um heranzuwachsen und sich zu entwickeln, aber nur einige Stunden manchmal auch nur Minuten, um auf die Welt zu kommen. Die Geburt ist eines Kindes zählt zu den wichtigsten Erlebnissen im Leben einer Familie. Von ihrem Verlauf hängt die Gesundheit von Mutter und Kind ab. Gleichzeitig ist dieser eine Moment, wenn nach all den Anstrengungen der Schwangerschaft und Geburt, plötzlich ein kleines, zerbrechliches, noch hilfloses Wesen in den Armen halten und seine Stimme zum allerersten Mal hören kann, sicher der Schönste im Leben einer Mutter.

Bei einem Kaiserschnitt sieht das etwas anders aus. Die Mutter ist betäubt und bekommt die Geburt nicht oder nur am Rande mit. Das Baby wird von einem Mediziner auf die Welt geholt, vom Kinderarzt untersucht und wenn möglich dem Vater übergeben. Die junge Mutter jedoch sieht und spürt ihr Neugeborenes erst viel später, dann wenn die Narkose nachgelassen und meist der Rest der Familie das neue Mitglied bereits begrüßt hat.

Trotzdem entscheiden sich, auch aus persönlichen und nicht aus medizinischen Gründen, immer mehr werdende Mütter und auch Ärzte für eine Operation und gegen eine natürliche Geburt. Stimmt es wirklich, dass die Zahl der Kaiserschnitte stetig steigt?

Mehr Kinder in Sachsen-Anhalt per Kaiserschnitt geholt

Allein in den letzten vier Jahren hat sich in Sachsen-Anhalt die Anzahl der Kaiserschnitte erhöht. „2008 haben noch rund 80 Prozent der Mütter ihre Kinder auf natürlichem Weg und nur 20 Prozent durch Kaiserschnitte entbunden. 2011 dagegen ist die Anzahl der Kaiserschnitte auf rund 27 Prozent angestiegen. Dieser Trend ist auch bundesweit zu beobachten. Im gesamten Bundesgebiet liegt der Durchschnittswert bei rund 32 Prozent. Hier sind in den letzten Jahren zum Teil noch höhere Steigerungsraten zu verzeichnen“, sagt Elke Sy, Landesbereichsleiterin der BARMER GEK in Sachsen-Anhalt. „Sachsen-Anhalt liegt im Bundesvergleich erfreulicher Weise noch unter dem Durchschnitt“, so Sy. Das Saarland zum Beispiel ist mit einem Anteil von fast 36 Prozent der Frauen, die durch einen Kaiserschnitt entbinden, „Spitzenreiter“. „Es gibt immer bessere diagnostische Möglichkeiten, um eventuelle Geburtsrisiken für Mütter und Kinder auszuschließen. Das könnte einer der Gründe für die Steigerungen sein, erklärt aber die deutlichen regionalen Unterschiede nicht. Deshalb sollten wird die Ursachen klären“, stellt Sy fest.

Kampagne zur Senkung der Kaiserschnittrate

In Deutschland gibt es immer mehr Kinder, die durch einen Kaiserschnitt auf die Welt kommen. Lag in den neunziger Jahren die Kaiserschnittrate noch bei rund 15 Prozent, hat sie sich in vielen Regionen inzwischen mehr als verdoppelt, darauf weisen Mediziner, Wissenschaftler und Gesundheitspolitiker hin. Aus diesem Grund hat sich der „Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft“ gegründet. Ziel ist es, die Ursachen dieser schon sehr drastischen Entwicklung zu untersuchen. Die BARMER GEK - ausgezeichnete Kasse für junge Familien - unterstützt dieses Anliegen und hat in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung eine Studie zu diesem Thema an die Gesundheitswissenschaftlerin Petra Kolip in Auftrag gegeben. Erste Ergebnisse dazu werden im Herbst erwartet.

In den Geschäftsstellen der BARMER GEK erhalten werdende Mütter und Väter einen Ratgeber „ Die Geburt zwischen Natur und Medizin“ als Orientierungshilfe in Vorbereitung auf die Geburt.