Thüringens Kammer-Chef wirbt für mehr Zusammenhalt

Die Ärzte in Thüringen sind zur Kammerwahl aufgerufen. Dabei dominiert das Thema Ärztemangel. Der amtierende Präsident Dr. Mathias Wesser bewirbt sich erneut.

Von Robert Büssow


Kammer-Präsident Wesser: "Die Kammern haben in den letzten Jahren Einfluss verloren."

© LÄK Thüringen

ERFURT. Das Markenzeichen von Dr. Mathias Wesser ist sein ausgleichendes Wesen. Seit vier Jahren versucht der 68-jährige Präsident der Thüringer Landesärztekammer (LÄK), die in viele Verbände ausgefranste Ärzteschaft zusammenzuhalten. "Die Ärztekammer ist für alle Ärzte da. Das war und ist mein Anliegen", sagt Wesser.

Mit einigem Erfolg. Die Zusammenarbeit mit der KV Thüringen klappt beispielsweise besser als anderswo. Vor allem das gemeinsame Anliegen, den Ärztemangel zu bekämpfen, schweißt die beiden Körperschaften zusammen.

Ein Produkt der Kooperation ist die Koordinierungsstelle für Allgemeinmedizin, die seit einem Jahr Hausärzten in Weiterbildung bei der schwierigen Organisation des Blockpraktikums hilft - 32 sind es mittlerweile.

Auch die lange geforderte Gründung des Instituts für Allgemeinmedizin in Jena verbucht Wesser auf der Habenseite. Der Kardiologe am SRH Klinikum in Suhl macht ein bisschen Wahlkampf, denn vom 8. bis 13. April wird die neue Kammerversammlung gewählt.

Wesser, der auf der Landesliste "Thüringer Internisten" kandidiert, tritt erneut zur Wahl um das Präsidentenamt an, bestätigt er der "Ärzte Zeitung". Als eine Hauptaufgabe für die kommende Legislatur sieht er die Wahrung der Kammerkompetenzen.

"Die Ärztekammern haben in den letzten zehn bis 20 Jahren zunehmend an Gestaltungseinfluss in originären Einflussfeldern verloren", kritisiert Wesser.

Als Mitglied einer Arbeitsgruppe zur Zukunft der Ärztekammern, die auf der Ebene der Bundesärztekammer angesiedelt ist, plädiert er dafür, der anhaltenden Zentralisierung bei der Fort- und Weiterbildung sowie Qualitätssicherung Einhalt zu gebieten. Es bestehe zwar keine Krise, aber die Definitionshoheit bei Qualitätsstandards müsse bei den Kammern bleiben, fordert er.

Für mehr Offenheit wirbt Wesser hingegen beim Thema Delegation von ärztlichen Aufgaben: "Mein Bestreben ist, die medizinischen Fachberufe stärker einzubeziehen. Wir müssen nur aufpassen, dass keine weitere Versorgungsebene eingezogen wird." Der Arztvorbehalt bei Diagnose und Therapie sei eine weitere unabdingbare Voraussetzung.

Ein Thema, das dem Kardiologen, der selbst noch Dienste schiebt, besonders unter den Nägeln brennt, ist die Kommerzialisierung an den Kliniken. "Die medizinische muss vor der finanziellen Seite Vorrang haben", so Wesser. Weil mittlerweile viele Großeinrichtungen in Thüringen privatisiert sind, gehe der Trend leider in die andere Richtung.

Am Ende hat er noch eine gute Wahlbotschaft: Die Kammerbeiträge sollen weiter stabil bleiben. Mit 0,48 Prozent der Einkünfte aus ärztlicher Tätigkeit gehöre man zu den günstigsten Kammern, auch habe man ausreichend Rücklagen gebildet.

Kammerwahlen in Thüringen

Vom 8. bis 13. April sind 11.249 Ärzte zur Briefwahl aufgerufen. Um die 43 Mandate bewerben sich 107 Kandidaten, deutlich mehr als vor vier Jahren (81). Der Großteil der bisherigen Delegierten (35) tritt wieder an. Eine Thüringer Besonderheit: Um regionalen Proporz zu wahren, gelangt ein Teil über Kreiswahllisten in das Kammerparlament, der andere über Landeslisten. In sechs der 23 Wahlkreise hat sich kein Kandidat gefunden. Insgesamt treten elf Landeslisten an. Für die Thüringer Internisten tritt auch der zweite KV-Vorsitzende Thomas Schröter an. Am 27. April steht das Wahlergebnis fest.