Köhler: Ärzte hätten gerne mehr Zeit für Patienten!

Kassenärztliche Bundesvereinigung

Sprechzeiten - Reine Sprechzeiten machen nur einen Teil der Arbeitszeit von niedergelassenen Ärzten aus.

Berlin, 4. April 2011- Die niedergelassenen Ärzte würden liebend gerne mehr Zeit für ihre Patienten erübrigen. Der bürokratische Zusatzaufwand - zu dem die Krankenkassen mit Anfragen und dergleichen einen erheblichen Teil beitragen! - lässt ihnen jedoch gar keine Chance dazu." Mit diesen Worten hat der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) auf die jüngste Veröffentlichung des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu Sprechstundenzeiten reagiert.

"Die durch eine Umfrage des GKV-Spitzenverbandes ermittelten durchschnittlichen Sprechzeiten pro Woche von 30,4 Stunden bei Fachärzten und 26,2 Stunden bei Hausärzten zeigen ja nur einen Teil der ärztlichen Gesamtarbeitszeit. Hinzu kommen die Hausbesuche, die so gut wie alle außerhalb der Sprechzeiten stattfinden, außerdem die Bereitschaftsdienste nachts und am Wochenende sowie die Zeit, die für das Praxismanagement und Verwaltungsanforderungen nötig sind", stellte Köhler klar.
 
Der sogenannte Erweiterte Bewertungsausschuss von Ärzten und Krankenkassen hat seinerzeit das Zeitbudget für die vertragsärztliche Tätigkeit mit 51 Wochenstunden kalkuliert. Davon umfassen 44,6 Stunden patientenunmittelbare Tätigkeiten. Dies sind nicht die Sprechstundenzeiten im engeren Sinne, sondern die abrechnungsfähigen Zeiten - zum Beispiel Befundungen oder andere Zeiten - die zwar für den Versicherten zu erledigen sind, aber ohne dessen Anwesenheit durchgeführt werden können. Die restlichen 6,4 Stunden stehen für die Praxisorganisation (Einweisung des Personals, Besprechung von Praxisabläufen etc.) zur Verfügung.
 
"Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt für Ärztinnen und Ärzte eine wichtige Frage dar. Wenn wir die Niederlassung vor dem Hintergrund des drohenden Ärztemangels attraktiv halten wollen, müssen sich beide Faktoren integrieren lassen", erklärte der KBV-Chef.