Pflegefachtagung in Halberstadt - Demografischer Wandel im Harzkreis - Herausforderung und Chance zugleich

Wie wirkt sich der demografische Wandel auf die Gesundheitswirtschaft in Sachsen-Anhalt aus?

Folgt man den Berechnungen des statistischen Landesamtes, wird das Bundesland im Jahr 2030 bereits deutlich weniger als zwei Millionen Einwohner haben – von denen schon mehr als ein Drittel älter als 65 Jahre sein wird. In der Alterspyramide der Bundesrepublik würde Sachsen-Anhalt damit an die Spitze rücken, wobei gerade der Landkreis Harz – der schon heute eine besonders hohe Quote an Pflegebedürftigen aufweist – von dieser Überalterung betroffen wäre.

Der Umgang mit den sich aus dieser Entwicklung ergebenden Herausforderungen für die regionale Gesundheitswirtschaft stand im Mittelpunkt der ersten TECLA-Pflegefachtagung, die am 26. Juli im Halberstädter Tagungs- und Kongresshotel Spiegelsberge stattfand. Nach den eröffnenden Grußworten durch Halberstadts Oberbürgermeister Andreas Henke, Prof. Dr. Ulrich Fischer-Hirchert von der Hochschule Harz und Wirtschaftsförderer Bernd Skudelny erläuterte Swen Diedrichs von der AOK Sachsen-Anhalt die Auswirkungen des geplanten Pflege-Neuordnungsgesetzes für die Pflegeanbieter in der Region, wobei insbesondere die Neuregelung der Qualitätskontrollen angeregt diskutiert wurde. Auf großes Interesse bei den über 30 Teilnehmern aus Pflege- und Wohnungswirtschaft stießen auch die Präsentation einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young zur Zukunft des Pflegemarktes durch Peter Lennartz sowie die Ausführungen von Mathias Arnold. Der Vorsitzende des Landesapothekerverbands referierte über die Frage, wie die Apotheken des Bundeslandes sich auf den demografischen Wandel einstellen und erläuterte, warum neue Versorgungsmodelle wie etwa die Apotheke im Internet dabei nur eine untergeordnete Rolle spielen werden.

Zum Abschluss der Veranstaltung stellte Tagungsorganisator und TECLA-Netzwerkmanager Uwe Witczak die Arbeit des an der Hochschule Harz angesiedelten ZIM-NEMO-Netzwerks TECLA (Technische Pflegeassistenzsysteme) vor. In dem Ende 2010 gegründeten und durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technik geförderten Netzwerk haben sich zwölf Unternehmen und Institutionen aus den Bereichen Pflegewirtschaft, Sanitätsfachhandel, Medizintechnik, IT und Wohnungswirtschaft zusammengeschlossen, um gemeinsam nach technischen Lösungen für die Bewältigung des demografischen Wandels zu suchen.

Ein Ziel des Netzwerks ist die Entwicklung eines modularen Hausassistenz-System auf der Basis eines Tablet-PCs, der Senioren bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben helfen soll. Dieser Hausassistent soll neben der Überwachung von Vitalwerten auch zahlreiche Komfort- und Informationsfunktionen bieten. Die hierfür seniorengerecht aufbereiteten Informationen könnten zudem für einen regionalspezifischen Gesundheits-Videotextservice sowie auch im Internet bereitgestellt werden. Ein spezielles Angebotsbeispiel ist die Hörzeitung, die durch ein 2011 in Halberstadt angesiedeltes Unternehmen - die Petter Letter GmbH - zur Verfügung gestellt würde. Darüber hinaus befasst sich das Netzwerk mit der Entwicklung eines digitalen Stift- und Kamerasystems, welches die Abrechnung von Pflegeleistungen sowie die Dokumentation von chronischen Wundverläufen vereinfachen soll. Für den Herbst dieses Jahres plant das Netzwerkmanagement die Ausrichtung einer weiteren Pflegefachtagung.

Unternehmen, die mehr über das Netzwerk erfahren oder sich in die Netzwerkarbeit bringen möchten, finden sämtliche Tagungsunterlagen auf der TECLA-Internetseite: http://www.mytecla.de

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(von links) Prof. Dr. Ulrich Fischer-Hirchert von der Hochschule Harz, Halberstadts Oberbürgermeister Andreas Henke und TECLA-Netzwerkmanager Uwe Witczak auf der 1. TECLA-Pflegefachtagung in Halberstadt.