Medizinstudium: Regierung beschließt Internet-Uni

dpa
Berlin Deutsche Medizinstudenten können künftig in den ersten vier Semestern der Universität fernbleiben. Die Bundesregierung will einer Empfehlung des Wissenschaftsrates folgen. Dieser hat in einem Gutachten vorgeschlagen, die vorklinische Ausbildung komplett in das Internet zu verlagern. Anatomie wird künftig am iPad unterrichtet.

Engpässe in der Finanzierung der Hochschulen, ein steigendes Bildungsangebot im Internet und nicht zuletzt die nachlassende Akzeptanz der klassischen Vorlesungen machen ein Umdenken erforderlich, heißt es in einem Papier des Wissenschaftsrates. Seine Mitglieder haben sich in den letzten Monaten an den Universitäten und Medizinischen Hochschulen umgesehen und Gespräche mit Dozenten und Institutsleitern der theoretischen Medizin geführt.

Wir mussten feststellen, dass der Besuch der Vorlesungen in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen ist, erklärt ein Autor: Und die wenigen Studenten, die die Veranstaltungen noch besuchen, würden häufig einen Laptop mitbringen. Noch während der Vorlesung würden dann die Aussagen der Dozenten durch eine Google-Recherche überprüft. Viele Kollegen fühlen sich bloßgestellt und die Bereitschaft zur Lehre sei in letzter Zeit spürbar zurückgegangen, heißt es in dem Gutachten.

Es empfiehlt deshalb eine weitreichende Reform der vorklinischen Ausbildung. Viele Verlage hätten in den letzten Jahren neue Medien veröffentlicht, die die Tätigkeit der Dozenten gut ersetzen könnten. Einige Universitäten hätten zudem begonnen, Vorlesungen zu filmen.

Der Medizinische Fakultätentag verfügt über eine lückenlose Mediensammlung, die derzeit für das Internet aufbereitet wird, heißt es in dem Gutachten. Zu wichtigen Lerninhalten gebe es animierte Video-Lehrclips, die den Inhalt nach Einschätzung der Experten häufig besser vermitteln als Dozenten, die in den Regel keine pädagogische Ausbildung haben.

Studien haben die Überlegenheit der multimedialen Wissensvermittlung belegt. Als bezeichnend wird ein jüngst in Nature Education (2011; doi: mc.ass.0815) publiziertes Laborexperiment eingestuft, in dem die Studenten nach dem Betrachten einer Folge der Fernsehserie Dr. House Prüfungsfragen besser beantworten konnten als nach dem Besuch einer Vorlesung.

Umstritten war lange Zeit, ob auch der Anatomie-Kurs auf das Internet verlegt werden kann. Eine Lösung bietet hier ein Tablet-Computer der Firma Apple und eine innovative App. Es ermöglicht den Studenten, die anatomischen Strukturen mittels Fingergestik schichtweise freizulegen. “Skalpell und der penetrante Formalingeruch werden wohl der Vergangenheit angehören, meint einer der Autoren. Apps für weitere Kurse seien in Vorbereitung.

Die iPads sollen über die Universitätsbibliotheken ausgegeben werden. Bestellungen sind ab 1. April 14 Uhr möglich. Auch eine Ausleihe auf dem Postweg sei geplant. Abgegeben werden nur Geräte der neuen 2. Generation. Die eingebaute Kamera ermöglicht uns die Anwesenheitskontrolle der Studenten, heißt es zur Begründung: Nur auf diese Weise können wir die Richtlinie 2005/36/EG des Europäischen Parlaments vollumfänglich erfüllen. Sie legt fest, dass die Ausbildung unter Aufsicht einer Universität zu erfolgen hat.

Die Bundesregierung steht den Plänen aufgeschlossen gegenüber. Nach Informationen von http://www.aerzteblatt.de soll die Reform noch heute vom Bundeskabinett verabschiedet werden. © rme/aerzteblatt.de

http://www.facharzt.de/content/red.otx/187,104961,0.html

Versorgungsgesetz: Freizügigkeit der Ärzte wird eingeschränkt, Dienstverpflichtung Land kommt

Das Versorgungsgesetz wird um eine Passage erweitert: Die Freizügigkeit der Ärzte soll ab sofort eingeschränkt werden. Die Ausbildung der Mediziner kostet den Staat sehr viel Geld, dafür müssen Ärzte auch eine Leistung für den Staat erbringen. Ärztliche Ethik ist wichtiger als Gewinnerwartung, heißt es in der Begründung des Erlasses zur Bekämpfung der kommerziellen Ausrichtung der Ärzteschaft zur Sicherung der Patientenversorgung (AntiKommerzArzt AKA), der dem änd jetzt zugespielt wurde. Insbesondere die Auswanderung soll Ärzten verboten werden.

Der Erlass ist nach änd-Informationen im Innenministerium formuliert worden, soll aber hilfsweise vom Gesundheitsministerium erlassen werden, um sofort nach dem kommenden Wochenende in Kraft treten zu können. Die nötige Änderung des Grundgesetzes, in dem die Freizügigkeit festgelegt ist, soll folgen. Die parlamentarische Mehrheit hierfür steht aber offenbar, SPD, Linke und Grüne sollen bereits Zustimmung signalisiert haben. Der Artikel 17a des Grundgesetzes soll wie folgt ergänzt werden (Ergänzung in Kursivschrift): Gesetze, die der Verteidigung einschließlich des Schutzes der Zivilbevölkerung dienen, können bestimmen, dass die Grundrechte der Freizügigkeit (Artikel 11) und der Unverletzlichkeit der Wohnung (Artikel 13) eingeschränkt werden. Für Berufe, die die medizinische Versorgung der Bevölkerung sichern, gilt dies entsprechend auch in Friedenszeiten.

Die Bundesregierung sieht sich juristisch durch den Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft auf sicherem Terrain: Die darin eigentlich garantierte - Arbeitnehmer- und Niederlassungsfreizügigkeit innerhalb der europäischen Union kann nach Artikel 48 aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung beschränkt werden.

Es sei nicht einzusehen, dass Deutschland ununterbrochen Ärzte ausbilde, während diese ins Ausland abwandern, heißt es aus Reihen der Koalition. Das gleiche gelte für den Landarztmangel. Es sei geplant, dass spätestens ab 2012 alle Ärzte zum Dienst in ländlichen Regionen dienstverpflichtet werden (Dienstverpflichtung Land, DV Land). Die können ihre gut gehenden Praxen in den fetten Wohlstandsregionen ruhig mal zwei Jahre zu machen, das muss zum Wohle der Allgemeinheit und im Sinne der Gerechtigkeit drin sein, sagt ein Gesundheitsexperte, der in diesem Zusammenhang aber nicht namentlich zitiert werden will.

Soweit Kongressreisen ins Ausland nicht durch Videokonferenzen ersetzt werden können, dürfen Ärzte künftig nur ohne Familienangehörige ins Ausland reisen, heißt es in dem Ergänzungswerk zum Versorgungsgesetz.

Anmerkung der Red.: Bei diesem Text handelte es sich - viele Leser werden es gemerkt haben - um den Aprilscherz für das Jahr 2011.

http://www.facharzt.de/content/red.otx/187,105030,0.html

Zeitzer Ärzte haben schnell reagiert

Aprilscherz: Achtung! Sie verlassen jetzt den Sektor des SGB V!

Eingeschränkte Freizügigkeit für Ärzte durch Grundgesetzänderung natürlich war das der Aprilscherz für dieses Jahr. Eine Reihe von Lesern nahm das ernst, eine KV-Pressestelle nahm es auch für bare Münze und verschickte es sofort im Pressespiegel und etliche Leser entwickelten die Idee weiter.
An den Grenzen im Südwesten wurden heute Nacht Schilder aufgestellt: Achtung! Sie verlassen jetzt den Sektor des SGB V, entwickelte beispielsweise Hippokranet-Mitglied Wolfgang Katte  die Idee weiter. Noch etwas Hintergrund-Info meldete Wolfgang Bartels: Die Vorlage zu diesem Gesetz entstand, nachdem ein grüner Ministerpräsidents-Kandidat, der früher KBW-Mitglied gewesen sein soll, zufällig auf alte Berichte aus China gestoßen ist, in denen von einem großen Sprung die Rede war. China boomt jetzt, und wir können uns an diesem großartigen demokratischen und freien Land ein Beispiel nehmen, konnte man aus der Parteizentrale hören. Damals wurden ebenfalls massenweise Akademiker aus den Städten aufs Land zur Landarbeit verfrachtet. Diesem Beispiel soll jetzt im Medizinbereich mit o.g. Gesetz nachgeeifert werden.

Ich habe das heute schon im Radio gehört, meldete Prof. Walter van Laack: Meine Zulassung habe ich deshalb per Einschreiben eben abgegeben. Morgen, Samstag, kommen die Entrümpler! Noch brauchbare Großgeräte können bei ebay ersteigert werden. Kleingeräte gehen nach Afrika Meine Mitarbeiterinnen nehme ich alle mit: In Belgien, d.h. so ca. 10 km von hier, werden sie neu eingesetzt, schrieb er.

Internisten und Chirurgen verlassen fluchtartig das Klinikum Zeitz - nur noch Controlling anwesend diese Alarmmeldung kam Dr. Jörn Röhler: Aufgrund der geplanten  drastischen Beschränkung der Freiheit für den ärztlichen Berufsstand haben nach Eingang der Meldung des änd fluchtartig alle Internisten und Chirurgen das Klinikum Zeitz verlassen. Lediglich die im Controlling beschäftigte Chirurgin versucht die in der Notaufnahme wie immer freitags anflutenden Patienten zu versorgen. Der Chefarzt der Med. Klinik ist nur noch telefonisch zu erreichen.

Habe gerade versucht ein Ticket bei Lufthansa zu ordern, ist bereits gesperrt. Ebenso AirBerlin. Auch die Bahn hat die freie Fahrt eingeschränkt: für Aerzte gibt es statt der BahnCard dafür zur Wochenendheimfahrt aus der Landarztpraxis die A***h-Card. Die Aktion findet Unterstützung durch die Kostenträger: das "Aktionsbündnis Gesundes Land" wurde durch Vertreter der GKV und PKV gegründet und sorgt für eine Erweiterung der E-Card: ein Leseslot im PKW des Arztes wird Pflicht. Bei Grenzübertritt schaltet das Fahrzeug automatisch in den Rückwärtsgang. Es wird jedoch ausdrücklich versichert, dass niemand die Absicht hat eine Mauer zu bauen, baute Dr. med. dent. Joachim Weber den Aprilscherz weiter aus: Gerade kommt die Meldung über den Ticker, dass die Pharmaindustrie angeboten hat die Ärzteschaft auf dem Lande mit Essen auf Rädern zu versorgen. Die Regierung hat dies aus Gründen mangelnder Systemrelevanz abgelehnt.

Ein Mitarbeiter einer KV-Pressestelle, die ausdrücklich nicht genannt werden will, fand offenbar die Entwicklung für so wahrscheinlich, dass er sie sofort in die Presseauswertung seiner KV gab, berichtete er dem änd am Telefon. Eine Kollegin aus den GUS-Ländern war ebenfalls unter den Anrufern und allenfalls mäßig amüsiert ihr war der Aprilscherz definitiv zu dicht an der von ihr bereits erlebten Realität, kritisierte sie. Solche nachdenklichen Positionen fanden sich auch im Hippokranet: heute noch Aprilscherz- morgen schon erschreckende Realität? Spätestens nach dieser Legislaturperiode und einem Wechsel zu anderen Farben in der Regierung, läge das durchaus im Bereich des Möglichen, schrieb beispielsweise Dr. Holger Uthhoff.

April!! April!!! Oder? Ehrlich, ich bin mir nicht wirklich sicher, ob das ein Aprilscherz ist, postete Dr. Heiner Halfmann. Ich hab's erst am Ende des Artikels geschnallt, daß heute der erste April ist. Der hohe Blutdruck und die Tachykardie ganz umsonst... ;-). Aber ich befürchte, das ist doch kein Aprilscherz, und es wird bereits intensiv versucht, das irgendwie umzusetzen, ergänzte Birgit Baier.

Glückwunsch dem ÄND, schreibt Bernd Krickau: Es ist mal wieder gelungen, am 1.April uns eine Meldung unterzujubeln, auf die einige reingefallen sind. Bei den täglichen Wahnsinnsmeldungen von Politik, Kassen und KVen glauben wir Ärzte bald jeden Schwachsinn von oben!